RC-Pfeil Alpencross

„Ein Bike-Abenteuer in 7 Teilen“

Innsbruck-Waidbruck-Innsbruck

vom 24.-30.08.2002

 

Nach langer Vorbereitung war es am 24.08.2002 endlich soweit:

Helmut der Bergfloh und gute Laune-Macher

Volker, der stehts ausgeglichene und strahlende Bike-Bär

Jürgen, der Oldie und Ideengeber

und Klaus, der Multi-Sportler mit High-Tech Gerät

starteten ihren ersten Alpencross:


Der Etappenplan mit Kurzbeschreibung:

1.Etappe: Innsbruck-Weerberg-Weidener Hütte

ca. 35 km, 1300 hm

Kurzbeschreibung:

Schönes Einrollen innabwärts, anschließend waldige Auffahrt zur Weidener Hütte

Fahrtechnik: leicht

Kondition: mittelschwer

Landschaft: schöne Blicke ins Inntal und aufs Karwendel

 

Unser Einstieg in Innsbruck war gleich hervorragend, 50 Meter vom Parkplatz am Hallenbad des olympischen Dorfes begann der 1. MTB Weg in Form des Inntalradwanderweges, dem wir bis Weer folgten. Nach gemütlichem Einrollen wurde es bei der Auffahrt nach Weerberg gleich ernst in Form von 15 und mehr % Steigung. Die Stimmung war hervorragend, allerdings grübelten wir, ob wir nicht doch zu viel Gepäck mitgenommen hatten, da unsere Räder selbst bei relativ gemäßigten Steigungen bereits starke Aufbäumtendenz trotz kleinster Gänge hatten. Bereits früh am Nachmittag erreichten wir unser schön gelegenes 1. Etappenziel, die Weidener Hütte, das Tor zum Geiseljoch! Ein Teil der Auffahrtsroute wurde gleich noch Stein für Stein bei einem Abendspaziergang erkundet und als fahrbar eingeschätzt, bevor es bei Tiroler Küche, Bier und Wein zum gemütlichen Teil überging.


2.Etappe Weidener Hütte –Tuxerjochhaus

ca. 32 km, 1500 hm

Kurzbeschreibung:

Super-Highlights Geiseljoch und Tuxerjoch

Fahrtechnik: mittelschwer

Kondition: sehr schwer

Landschaft: überwältigend schöner 360° Rundumblick am Geiseljoch und hochalpine Stimmung am Tuxerjoch

 

Bei schönstem Wetter gingen wir das 1. Highlight, die traumhafte Auffahrt zum Geiseljoch an. Dieser Übergang ist tatsächlich voll fahrbar, vom Schilderbaum am Geiseljoch (2262 Meter) genossen wir den ersten Blick auf die Tuxer Gletscher, mit dem inzwischen deutlich geschrumpften, aber immer noch imposanten Olperer. Während wir unsere verschwitzten Trikots am Schilderbaum trockneten, stiegen wir noch ca. 100 hm zu Fuß höher und hatten von einer kleinen Felsenkanzel einen Über den Bergen ... wahrhaft traumhaften 360 ° Rundumblick mit Karwendel und Tuxer Gletscher. Die Abfahrt ins Zillertal ist anfangs ein toll zu fahrender Trail, dann einige Kilometer Schotter und die letzten Kilometer nach Vorderlanersbach ein kleines Almteersträßchen mit immer wieder schönen Ausblicken. Von Vorderlanersbach kurbelten wir auf der Teerstraße nach Hintertux, wo die schöne Schotterauffahrt zum Tuxerjoch beginnt; auf 1700 Meter Höhe genossen wir zur Mittagszeit ausgezeichneten Marillenstrudel, bevor es so richtig ernst wurde, nämlich steil, grobschottrig und ziemlich anstrengend. Etwa auf der Höhe der Skistation beginnen die Wahnsinnsrampen Richtung Tuxerjoch, von denen im Transalp Roadbook steht, daß hier die meisten schieben werden. Doch seltsam, immer wenn wir gerade ans absteigen dachten, wurde der Weg wieder ein klein wenig flacher und so kamen wir Kehre für Kehre den Gletschern immer näher. Irgendwann standen wir nach der letzten Steilauffahrt am Tuxerjochhaus und hatten nicht zuletzt wegen der ganz bewußt kurz gewählten Tagesetappe noch viele Kräfte, um den überwältigten Anblick von hier oben so richtig genießen zu können. Nach gemütlichem Abendessen genossen wir das Traumpanorama und den Sonnenuntergang auf einem kleinen Gipfel hoch über dem Tuxerjochhaus. Beim Blick auf die Auffahrtsroute waren wir alle ein klein wenig stolz, daß wir mit eigener Pedalkraft uns diesen Berg erkämpft hatten.


3. Etappe Tuxerjochhaus-Brenner Grenzkammstraße-Sterzing

60 km, 1500 hm, 10.15 h Gesamt, reine Fahrzeit 6.30 h

Kurzbeschreibung:

Schwerer Pfadabstieg vom Tuxerjoch, lange, schwere Auffahrt zur Brennergrenz-kammstraße

Fahrtechnik: mittelschwer

Kondition: sehr schwer

Landschaft: bei schönem Wetter ist es ein einmaliges Erlebnis auf 2000 Metern Höhe die alte Kriegsstraße hoch über dem Brenner zu befahren

 

Seit ich vor mehr als 20 Jahren damals im Denzel-Alpen-Straßenführer zum erstenmal von der Brenner-Grenzkammmilitärstraße las, faszinierte mich der Gedanke, einmal diese faszinierende Militärstraße trotz ihres traurigen Bauzweckes zu befahren.

Heute sollte es soweit sein, doch erst wartete die glitschige Tragestrecke hinab vom Tuxerjoch (es hatte in der Nacht geregnet). Im Talschluß war die schöne Teerstraßenabfahrt Richtung Brenner durch die ersten Sonnenstrahlen bereits soweit abgetrocknet, daß wir mit voll Speed bis zum Spar-Laden in St. Jodok düsten. Dort wurden angeblich sämtliche Bananenvorräte von uns aufgekauft und bei frischen Wurstsemmeln und Schokoriegeln genossen wir das freie, unabhängige Bikerleben von ganzem Herzen.

Die paar Kilometer an der Brenner Bundesstraße hinauf Richtung Vianders waren so gestärkt schnell erledigt und auch die lange, waldreiche Auffahrt zur Sattelbergalm war kein Problem. Schließlich erreichten wir auf einem kleinen Wald- und Wiesenpfad die Grenze Österreich-Italien und statt ausgewiesenen MTB-Strecken wie in Österreich erschreckte uns ein nagelneues Bike-Verbot Schild. Aber das war für uns unverständlich und so ignorierten wir es einfach, denn wir wollten ja weiter bergauf zur Brenner Grenzkammstraße. Die restlichen 300 hm bestanden somit aus einer ultrasteilen Karrenwegauffahrt, bevor wir endlich vor dem trostlosen verfallenen Bunker –ein beeindruckendes und doch bedrückendes Mahnmal gegen den Krieg- stehen. Die seltsam karge Landschaft mit tollen Weitblicken entschädigt für alles und die an der 2000 Meter Höhenlinie verlaufende Kriegsstraße ist heute ohne größere Anstrengung zu befahren, so daß viel Zeit zum schauen und sogar für Fahrtechnikvideos an einem Hangabrutsch blieb. Bereits spät am Nachmittag stürzten wir uns schließlich in die 1200 hm Abfahrt Richtung Gossensass/Sterzing. Doch aufgrund der immer wieder stark wechselnden Fahrbahnqualitäten aus Teer, Schotter, Gras ist hier Vorsicht geboten. Glücklich erreichten wir unsere nächste Übernachtungsstation, das Garni in Ried mit einer tollen, preiswerten Suite und natürlich heißen Duschen. Bei unerwartet edlem Essen im Gasthaus Zollschenke und Edelvernatsch vor der Unterkunft ließen wir diesen gelungenen Tag ausklingen.


4.Etappe: Sterzing-Mühlbach-Rodenecker Alm-Starkenfeldhütte

56 km, 1600 hm, 08.30 h Gesamt, reine Fahrzeit 05.05 h; Durchschnitt 11 km/h

Kurzbeschreibung:

Von Sterzing bis Mühlbach etwas unspektakuläre Verbindungsetappe im Tal, lange Teerstraßenauffahrt bis zu den Rodenecker Almen, dann gemütliche Rollfahrt bis zur Starkenfeldhütte

Fahrtechnik: leicht

Kondition: mittelschwer

Landschaft: das beste bei dieser Etappe kommt zum Schluß, das faszinierend schöne Almgelände von Rodeneck mit dem Geheimtip Starkenfeldhütte

Pünktlich zum Frühstück setzte in Sterzing leichter Regen ein, somit dehnten wir das hervorragende Frühstück noch mehr als sonst in die Länge, bis wir dann fertig zum Aufbruch waren, war es zumindest von oben schon wieder trocken. So rollten wir gemütlich durch die sehr südländisch anmutende Sterzinger Fußgängerzone, wo wir eine weitere Bikertruppe auf dem Weg zur Schneebergscharte trafen. Anschließend ging es im ständigen Auf und Ab auf schönen- dem Roadbook sei Dank- Geheimwegen immer entlang der Brennerbahnlinie bis Franzensfeste und weiter über Aicha bis Mühlbach. Hinter dem Sportplatz von Aicha hatten wir das erste und einzige Mal leichte Orientierungsprobleme, aber schließlich erreichten wir doch Mühlbach, den Eingang ins bekannte Pustertal. Vergeblich versuchten wir hier Lebensmittel zu bunkern, zwischen 12 und 15 h läuft in ganz Südtirol in dieser Beziehung nichts. Also gingen wir die lange Auffahrt Richtung Rodenecker Alm bei inzwischen wieder sehr sonnigen Wetter an, immer mit dem quälenden Gedanken an eine drohende Powerbar-Jause im Hinterkopf. Aber irgendwann bot sich dann doch noch eine richtige Jausenstation an, wo wir den Hunger mit Pfannkuchen (heißt hier Omelette) stillten. Schließlich erreichten wir den Parkplatz an der Rodenecker Alm, wo es endlich wieder auf Schotter Richtung Roner-, Rastner- und Starkenfeldhütte weiterging. Jenseits der Baumgrenze tauchten wir in ein faszinierend schönes Almgelände mit traumhaften Weitblicken Richtung Ötztaler Alpen ein. Kurz vor den Hütten gab es ein Minigewitter mit ein paar wenigen Regentropfen und sich sofort anschließendem traumhaftem Regenbogen. Dann das nächste Highligt-an einer Wegkreuzung zwischen Rastner- und Starkenfeldhütte die Speisekarte der Starkenfeldhütte:

Beim Lesen des Angebots z.B. „Hausgemachte Graukasnocken mit zerlassener Butter und Parmesan“ lief uns das Wasser im Munde zusammen. Außerdem sollte es hier Zimmer mit Dusche/WC und hauseigener „Kegelbahn“ zum Wahnsinnstiefpreis von 16 € geben.

Da neuer Regen drohte nichts wie hin und wir wurden auch gleich von einem jungen Herrn mit der Ankündigung Richtung Küche „4 Radler kommen“ empfangen. Kurzzeitig brach etwas Hektik aufgrund der nicht mehr erwarteten Gäste aus, doch schließlich wurde Klaus sofort von seinem High-Tech Fahrrad befreit, Juniorchef Egon steuerte es eigenhändig Richtung Garage. Etwas nachdenklich machte uns die Behauptung von Egon, daß bei der letztjährigen Transalp Challenge die ersten Biker nach 1 h 50 min (vgl unsere Fahrzeit oben) hier vorbeikamen. Aber selbst er war der Meinung, „daß des mit normalen Spaghetti nimmer geht“, so duschten wir erst mal, nachdem draußen auch wieder ein Duscher im Nebel abging. Das Abendessen übertraf die kühnsten Erwartungen, Helmut machte den verhängnisvollen Fehler eine Scheibe Brot zu seiner Suppe zu ordern, was von Egon mit dem Ruf Richtung Mutters Küche „a weng a Brot“ quittiert wurde. Das Ergebnis kam prompt: Ein Brotkorb mit ca. 20 Scheiben feinstem Korianderbauernbrot!

Als am Abend auch noch die Wirtsleute von der „Schnapskurve“ am Kronplatz Helmut die Vorzüge ihres Lokals eingehend erläuterten, war der Tag vollkommen gelungen und wir hatten richtig Mühe hier nicht zu versumpfen!


5. Etappe: Starkenfeldhütte-Wieseralm-St.Vigil-Lavarellahütte

48 km; 1600 hm; 8 Std gesamt; 5 h 15 min reine Fahrzeit

Kurzbeschreibung:

Traumfahrt über das Astjoch und das Almgelände bis zur Wieseralm; rassige Abfahrt zum Wieserhof; kurzer Zwischenanstieg, schneller Downhill auf Teer nach Zwischenwasser, sich lang ziehende breite Teerstraße über St. Vigil in die seltsam karge Mondlandschaft Ri. Fanestal, am Schluß schwere Schotterauffahrt Ri. Faneshütte

Fahrtechnik: mittelschwer

Kondition: schwer

Landschaft: Astjoch und Wieseralm traumhaft schön und einsam, Anfahrt Ri. Fanestal mit störendem Autoverkehr und Touristenrummel in karger, trockener Mondlandschaft

 

Nach Superfrühstück (a weng a Käs und Wurst = eine Riesenplatte) und Fotoshooting bei strahlendem Sonnenschein (3 Tage Sauwetter sind seit Tagen im Wetterbericht angekündigt) zeigt uns Egon noch kurz die rustikale Freiluftkegelbahn am ehemaligen Schweinestall mit eindrucksvoller Kurzdemo der Taktik des letztjährigen Kegelmeisters: „Ein Rausch, wie man einen solchen hier noch nie gesehen hat“ und entsprechenden Schwankungen im Anlauf. Der Preis: Ein Stück Käse wurde sofort verkauft, eine Flasche Wein wurde sofort gesoffen!!!

Doch jetzt wieder zurück zu den Attraktionen der Landschaft, am Astjoch auf 2200 Metern Höhe bot sich uns der wohl spektakulärste Blick der ganzen Tour: Wir befinden uns ca. 400 hm über den Wolken, die Täler sind von einem Verpackungskünstler in weiche, weiße Watte gehüllt- ein wahrhaft unvergesslicher Anblick! Weiter geht’s auf anspruchsvollen Almwegen in ständigem Auf und Ab à das ideale Fully-Test-Gelände. Auch die anschließende grobe Schotterstrecke von der Wieseralm zum Wieserhof rüttelte die Hardtailfahrer unter uns gehörig durch. Am Wieserhof brennt die Sonne vom Himmel, es geht nochmal 200 hm bergauf, also Umkleidestop. Danach geht es endlich auf die schnelle, kurvenreiche Teerstraßenabfahrt nach Zwischenwasser. Nach Mittagspause (das übliche Schicksal: der Tante-Emma-Laden, Entschuldigung “Supermarket” hatte gerade geschlossen, als wir um 12.15 h ankamen, also notgedrungen 1.Power Bar Einheit garniert mit Schokoriegeln aus dem gegenüberliegendem Hotel) gingen wir gespannt die Auffahrt Ri. Fanestal an.

Der plötzlich starke Autoverkehr traf uns nach der Einsamkeit der letzten Stunden wie ein Schlag ins Gesicht, auf der ultrabreit ausgebauten Straße über St. Vigil zur Pederühütte wollte nicht so recht Stimmung aufkommen. Die Landschaft gleicht hier mehr einer Mondwüste, seltsam karg und trocken trotz links und rechts hoch aufragender Berge.

An der Pederühütte (ein Prunkbau zur Touristenabfertigung mit allem Nepp, der dazu gehört) brauchten wir beim Verfolgen des Auffahrtsweges zur Faneshütte (das berühmt berüchtigte Jeeptaxi karrte gerade wieder eine Touristenladung samt Gepäck hoch) trotz der stolzen Preise noch ein Stärkungsgetränk. Schließlich gingen wir die grob geschotterte steile Auffahrt, eine Mischung aus Kiesgrube und Schotterreiße, an und schraubten uns schnell gewaltig höher. Beim Anblick der Touristenströme machten wir uns langsam Sorgen um unseren nicht vorgebuchten Schlafplatz. So rollten wir kurz vor der Faneshütte zu der in Sichtweite gelegenen weniger bekannten Lavarellahütte und ergatterten das letzte Notlager und 3 “Gangplätze”, was immer das auch sein sollte. Zumindest gab es super moderne Duschen mit verspiegelten edlen Fliesen, allerdings keine sehr standhaften Einmischhebel, die es vorzogen Klaus komplett auf den großen Zeh zu fallen- doch das war kein großes Problem, da das Wasser zur Kühlung weiter lief. Nach gutem Abendessen bei allerdings hohen Preisen machten wir unseren obligatorischen Abendspaziergang hinüber zur Faneshütte über einen kleinen Bergsee und seltsam glattgeschliffenen Felsformationen. Beim Bier auf der Faneshütte (ein mondänes Berghotel) trafen wir noch ein Straßberger Mounty-Ehepaar. Totmüde kehrten wir zurück in unsere Unterkunft, unser Ganglager war schon bereitet: Die Wanderer verdienen ihren Namen, wir erlebten ungefähr 100 Sonnenaufgänge diese Nacht (immer wenn wieder einer das Ganglicht auf dem Weg zum WC anmachte). Helmut (be)leuchtete nach eigenen Angaben inzwischen im Notlager freundlicherweise 2 schüchterne Mädels beim Umziehen!  


6.Etappe Lavarellahütte-Limojoch-Col Lucia-St. Kassian-Pralongia-Porta Vescova-Bindelweg-Canazei

ca. 50 km, davon ca. 6 km Schiebestrecke, 1900 hm, gesamt 11.15 h, Fahrzeit ca. 7 h

Kurzbeschreibung:

Traumsingletrail vom Limojoch über den Tadegapass bis Col Lucia, herrliche Aussicht vom Col Lucia und Pralongia auf die Sella, superschwere Auffahrt zur Porta Vescova, unvergessliche Ausblicke vom Bindelpanoramaweg auf die Marmolada

Fahrtechnik: schwer bis sehr schwer

Kondition: sehr schwer

Landschaft: überwältigend, Grand Canyon am Tadegapass, lieblicher Wiesenbuckel Pralongia, hochalpines Abenteuer am Bindelweg = die Königsetappe!!!

 

Frühmorgens starteten wir Richtung Limojoch, jetzt verstanden wir endlich warum das Fanestal so bekannt ist und die Aussicht vom Limojoch den Einband des Transalpbuches ziert; nach Fotostop mit Videofahrstudie sollte der beste Abschnitt der ganzen Tour kommen:

In engen steilen Kehren zur Fanesalm und weiter über den Tadegapass zum Col Lucia: nach unser Einschätzung der beste Trail, den wir je unter den Stollen hatte: Grober Schotter, Felsstufen, Wurzeln im Latschenkieferbereich, Bachdurchfahrten- das ganze im ständigen Auf und Ab in einem kleinen, grandiosen Canyon. Plötzlich stehen wir nur durch die Tourenbeschreibung mit dem Hinweis „Superpanorama“ vorgewarnt auf einem kleinen natürlichen Aussichtsbalkon (Col Lucia): Uns gegenüber die Sella-Gruppe mit vorgelagerter Pralongia = „Dolomiten pur“!   Wir können uns kaum satt sehen. Klaus ordert via Handy unser nächstes Quartier in Canazei-manchmal ist moderne Technik verdammt praktisch, denn hier gibt es Natur pur ohne Telefonzellen weit und breit. Frisch gestärkt beginnen wir die erwartete Wandertour auf schmalem, steilen Gebirgspfad Ri. Capanna Alpina. Doch nicht wir mit unseren Rädern sind überfordert, sondern die aufsteigenden italienischen Großstädter, die die 500 hm Pfadaufstieg zum Teil an den Rand eines Herzinfarktes bringen. Im Talschluß Gebirgsbachdurchquerung (für Warmduscher Helmut und Jürgen unspetakulär über Brücke, Volker holt sich auf dem direkten Weg nasse Füße und Klaus nimmt nach hoffnungsvollem Beginn schließlich doch ein Vollbad. Nach Abfahrt nach St. Kassian gehen wir den schönen, waldigen Forstweg zur Pralongia an. Doch dieser „liebliche Wiesenbuckel“ ist immerhin 2000 Meter hoch und zeigt uns mit seinen Steilrampen fast die Grenzen auf, um schließlich über eine schöne Almwiese auf einem schönen Trail zum Rifugio Pralongia zu führen. Wir haben Riesenhunger, also hinein in die SB-Skifahrerstation und flugs eine Lasagne geordert. So gestärkt stürzen wir uns in die Abfahrt Ri. Arraba und sind sehr froh nicht in die andere Richtung zu müssen, es geht nämlich 700 hm über Wahnsinnsteilrampen zwischen den Skiabfahrten bergab. In Arraba schrauben wir uns 2/3 der 33 Kehren des Pordoipasses hoch, immer in Verfolgung eines italienischen Bikegirls mit tollen braungebrannten Beinen. Nur Helmut, unserem Bergfloh war es gegönnt einen Kurzkommentar in Form von einigen „merde, merde“ Rufen beim Überholen unserer Lady zu erhaschen. Ob dabei das mörderische Tempo von Helmut oder die Steilheit des Pordoi gemeint war, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir anderen standen jedenfalls am Abzweig zum Bindelweg und vermuteten Helmut einige Kilometer weiter oben. Schließlich opferte sich Volker und holte Helmut zurück, während Klaus und Jürgen die Schotterauffahrt etwas unwillig angingen (Originalkommentar: „Was soll denn von da oben noch besser zu sehen sein, als hier“). Die Auffahrt zur Skistation Porta Vescova wurde steil und steiler, der Blick wider erwarten immer grandioser und irgendwann kamen wir inzwischen wieder vereint am 26% Schlußanstieg an, den wir dann nur noch schiebend (bei jedem Schritt, hatten wir das Gefühl unsere Wadenmuskulatur besteht aus Blei) bewältigten. Beim ersten Blick über die Kuppe am Grat stockte uns in der dünnen Luft auf 2500 Metern Höhe fast der Atem. Wir standen dem Marmoladagletscher genau gegenüber, ziemlich senkrecht über Fedaia-See und Fedaia-Pass. Nach schnellem Umziehen und den obligatorischen Fotos suchten wir den angeblich schmalen, aber fahrbaren Bindelweg. Doch außer einem ziemlich ausgesetzten, ultraschmalen, grandiosen Panoramawanderweg fanden wir nichts. Dieser Weg war natürlich der Bindelweg, an fahren war fast nirgends zu denken, hier hat man wirklich keinen Fahrfehler frei. So wanderten wir im Schneckentempo die 3 Kilometer auf 2400 Metern Höhe zum Rifugio Viel dal Pan, immer wieder überwältigt von den grandiosen Ausblicken. Hier hatten wir es endlich geschafft, 1000 hm Abfahrt über Karrenwege, Schotterstraßen und schließlich den unendlichen Kehren des Pordoipasses führten uns in rasendem Tempo nach Canazei.


 7. Etappe Canazei-Passo Duron-Seiser Alm-Waidbruck (Brenner-Innsbruck)

ca. 40 km, ca 1000 hm, ca 4 Std

Brenner-Innsbruck 42 km größtenteils bergab

Kurzbeschreibung:

Letzte, harte Prüfung zum Passo Duron, Traumrollfahrt über die Seiser Alm, dann 1700 hm Downhill zum Bahnhof von Waidbruck

Fahrtechnik: Passo Duron mittelschwer, sonst leicht

Kondition: schwer

Landschaft: tolles Panorama vom Passo Duron über die Seiser Alm

 

Der letzte Tag rückte heran und es galt möglichst elegant die Aufgabe zu bewälitigen zu einem Bahnhof im Eissacktal zu kommen, ohne einen schönen Tourentag zu verlieren.

Wir entschieden uns für die Auffahrt zum Passo Duron (Mahlknechtjoch). Hier konnten wir ein letztes Mal testen, was die Waden noch so hergaben. Denn immerhin 800 hm am Stück mit extremen Steilrampen waren wirklich keine Rolletappe zum Bahnhof. Oben am Mahlknechtjoch genossen wir den tollen Dolomitenblick und konnten einen kleinen untypischen Bikeunfall live miterleben. Ein Biker einer anderen Gruppe bekam beim Überwinden des Gatters zur Seiser Alm die massive Eisenstange auf den Kopf, zum Glück konnte er nach kurzer Behandlungspause weiterfahren. Wir hatten mehr Glück, rollten zur Seiser Alm, genossen bei prächtigem Wetter einen Super Schlernblick, wurden nochmals verständnislos von fußkranken Halbschuhtouristen begafft und weil alle mal ein Ende haben muß, stürzten wir uns in die ultralange 1700 hm Abfahrt Richtung Bf Waidbruck. Dort angekommen nutzten wir die 30 min bis zur Zugabfahrt für einen letzten Cappucino in der gegenüberliegenden Eisdiele. Im Zug Richtung Brenner war es etwas schwierig unsere Bikes solide zu verstauen, da schon viele Alpencrosser samt ihrem Kampfgerät an Bord waren. Dafür befördert die FS dank der laschen Einstellung ihres Personals konkurrenzlos günstig-nämlich umsonst. Da die ÖBB diesen Kampfpreis sicher nicht unterboten hätte, und die Sonne nach wie vor vom Himmel lachte, beendeten wir unsere Tour standesgemäß mit der Bikeabfahrt auf der Brennerbundesstraße vom Brenner bis Innsbruck. Als schließlich bei der renovierten Skischanze die Dächer von Innsbruck in der Sonne leuchteten, begannen wir ernsthaft daran zu glauben, daß eine Woche Bikeabenteurer pur ohne jeden Zwischenfall bei traumhaftem Wetter zu Ende gehen. Und tatsächlich, Volkers Auto stand noch friedlich und unbeschädigt am Beginn des Inntalradweges, so daß der gemütlichen Heimfahrt wirklich nichts im Wege stand!

 


Gesamtdaten der Tour:

366 km; ca. 11000 hm; Durchschnitt 11 km/h; 33.15 h reine Fahrzeit

 

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei meinen Mitfahrern Volker, Helmut und Klaus für die tolle Kameradschaft bedanken und dafür daß ihr mir im fast blindem Vertrauen bis ans schöne Ende der Welt- also hoch in die Dolomiten- gefolgt seid.

 

Allen engagierten Biker, die diesen Bericht lesen, können wir nur raten, auch einmal das Abenteuer Alpencross zu wagen, ihr werdet es nicht bereuen!

Für Tips stehen wir jederzeit gern zur Verfügung!

 

 

Für das RC-Pfeil-Alpencrossteam

 

Jürgen

 

 

 
 

 Zurück zur Übersicht?